Nürnberg. In deutschen Krankenhäusern wird bei Herz-Kreislauf-Stillständen schnell reagiert: In 91,6 Prozent der Fälle beginnen Pflegekräfte oder andere Anwesende bereits mit Reanimationsmaßnahmen, noch bevor das Notfall- oder Reanimationsteam eintrifft. Das zeigt der jetzt veröffentlichte achte Jahresbericht zur innerklinischen Reanimation des Deutschen Reanimationsregisters der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI).

Trotz dieser hohen Quote an frühen Hilfsmaßnahmen bleiben die Überlebenschancen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand im Krankenhaus gering: Von insgesamt 5.810 dokumentierten Reanimationen in 179 Kliniken im Jahr 2024 konnten nur 17,4 Prozent der Patientinnen und Patienten lebend entlassen werden. Davon hatten lediglich 12,6 Prozent einen guten neurologischen Zustand. „Die Daten verdeutlichen: Frühzeitiges Handeln ist essenziell – doch gleichzeitig müssen Qualität und Geschwindigkeit der Versorgung kontinuierlich verbessert werden“, sagt Prof. Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Sprecher des Organisationskomitees des Reanimationsregisters.

Der neu veröffentlichte „Jahresbericht Innerklinische Reanimation 2024“ des Deutschen Reanimationsregisters basiert auf 5.810 Datensätzen von Patientinnen und Patienten aus 179 Kliniken in Deutschland, darunter 2.659 Datensätze einer Referenzgruppe von 57 Kliniken aus demselben Zeitraum, die besonders detailliert dokumentieren. Durch die Ermittlung der Referenzdaten werden die Ergebnisse genauer.

Hauptursachen und Herausforderungen

Die häufigste vermutete Ursache für einen Herz-Kreislauf-Stillstand im Krankenhaus war erneut ein kardiales Geschehen (47,3 %), gefolgt von Atemwegs- und Sauerstoffproblemen (30,9 %). Traumatische Ursachen spielen weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. Besonders häufig traten Herz-Kreislauf-Stillstände auf Normalstationen auf (59,6 %), wo Patientinnen und Patienten in der Regel nicht kontinuierlich überwacht werden. Weitere 20,5 % der Fälle wurden in der Notaufnahme dokumentiert, 16,5 % auf Intensiv- oder Überwachungsstationen. „Das erklärt, warum geschultes und aufmerksames Pflegepersonal eine so entscheidende Rolle spielt“, betont Gräsner.

Besonders auffällig ist die Altersstruktur: Das Durchschnittsalter der Betroffenen lag bei 73,1 Jahren. Mehr als ein Drittel war über 80 Jahre alt. Dies verdeutlicht, dass die Reanimation im Krankenhaus in einer alternden Gesellschaft eine zunehmende Herausforderung darstellt.

Ein wichtiger Fortschritt zeigt sich bei den Frühmaßnahmen: In fast allen Fällen waren es Pflegekräfte (87,7 %) oder anwesende Ersthelfende oder Besuchende (3,9 %), die noch vor dem Eintreffen des Notfallteams mit der Reanimation begannen. „Das ist Ergebnis gezielter, berufsgruppenübergreifender Fortbildungen“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Jan Wnent, Sprecher der Sektion Notfallmedizin der DGAI und Mitautor des Berichts. „Unser Ziel ist es, diesen Anteil weiter zu steigern – denn nur wenn sofort gehandelt wird, haben Patientinnen und Patienten eine Chance.“

Daten als Grundlage für Verbesserungen

Mit seinen Analysen liefert das Deutsche Reanimationsregister die Basis, um Behandlungsketten zu überprüfen, Trainingsprogramme zu verbessern und damit langfristig die Überlebenschancen zu erhöhen. „Nur was wir messen, können wir auch verbessern“, so Prof. Gräsner. Damit bleibt das Register ein zentrales Instrument der Qualitätssicherung und wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Notfallversorgung in Deutschland.