Kassel. Im Rahmen des DGAI-Jahreskongresses, der vom 17. Bis 19. September in Kassel stattfindet, hat die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) eine Reihe von Persönlichkeiten ausgezeichnet, die das Fach und die Fachgesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich geprägt haben. Mit den Ehrungen würdigt die DGAI ihre herausragenden Beiträge in Wissenschaft, klinischer Versorgung, Nachwuchsförderung und Pflege.

„Die Geehrten haben die Entwicklung unseres Faches in Deutschland und international entscheidend mitgestaltet. Sie stehen für Innovation, Verantwortung und die Weitergabe von Wissen an kommende Generationen“, sagte DGAI-Präsident Prof. Dr. Gernot Marx im Rahmen des Ehrungsabends. „Mit ihren Leistungen tragen sie dazu bei, die Patientenversorgung kontinuierlich zu verbessern. Wir sind stolz, diese Persönlichkeiten in unseren Reihen zu wissen.“


Folgende Ehrungen wurden überreicht: 

Als Korrespondierendes Mitglied der DGAI wurde Assoc. Prof. Eva Strīķe aufgenommen, Leiterin der Abteilung Leiterin der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin in der Herzchirurgie am Pauls- Stradiņš-Universitätsklinikum in Riga.  Als engagierte Befürworterin klinischer Innovation hat Prof. Strīķe die Einführung mehrerer fortschrittlicher medizinischer Verfahren und Technologien in Lettland vorangetrieben, darunter Herz- und Lebertransplantationen sowie moderne nicht-invasive hämodynamische Überwachung. Zudem prägte sie die nationalen COVID-19-Behandlungsleitlinien mit. Als langjähriges Vorstandsmitglied der Lettischen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin hat sie die internationale Sichtbarkeit und Zusammenarbeit ihrer Gesellschaft maßgeblich gestärkt. Ihre Leistungen wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit höchsten zivilen Orden Lettlands, dem Order of the Three Stars. Mit der Ernennung zur Korrespondierenden Mitglied würdigt die DGAI nicht nur ihre fachliche Exzellenz, sondern auch ihren nachhaltigen Beitrag zum internationalen wissenschaftlichen Austausch.

Die Ehrennadel in Gold erhielt Prof. Dr. Bernhard Graf, Direktor der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Regensburg. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit sind die Wirkung inhalativer Anästhetika, ECMO-Verfahren und die medizinische Simulation. Die Arbeiten von Prof. Graf zur Stereoselektivitat von Anästhetika und zur Toxikologie von Lokalanästhetika trugen entscheidend zur Zulassung von Ropivacain in Deutschland bei. Als langjähriger Landesvorsitzender der DGAI in Bayern, Mitglied des Erweiterten Präsidiums und mehrmaliger Kongresspräsident des Hauptstadtkongresses gestaltete er die Arbeit der Fachgesellschaft über viele Jahre mit und stärkte nachhaltig deren wissenschaftliches Profil. Zudem war und ist er an der Entwicklung zentraler medizinischer Leitlinien beteiligt. 

Mit der Ehrennadel in Silber zeichnete die DGAI Prof. Dr. Vera von Dossow aus, Direktorin des Instituts für Anästhesiologie und Schmerztherapie am Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen der Ruhr-Universität Bochum. Ihr wissenschaftlicher Fokus liegt auf der klinischen Versorgungsforschung – insbesondere zur Risikostratifizierung und Prävention postoperativer Komplikationen. Sie leitet Forschungsgruppen zu Big Data und Künstlicher Intelligenz in der perioperativen Medizin und beteiligt sich an der Entwicklung europäischer Ausbildungsstandards in der Herz-Thorax-Anästhesie. In der DGAI leitet sie die Kommission Leitlinien, ist stellvertretende Sprecherin des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Thoraxanästhesiologie und 2. Stellvertretende Sprecherin der Sektion Anästhesiologie. Seit 2024 leitet sie die ständige Kommission Leitlinien der AWMF und ist Mitglied des AWMF-Präsidiums, zudem ist sie Mitglied des Präsidiums der Ärztekammer Ostwestfalen und Delegierte des deutschen Ärztetages 2025.

Die Silberne Ehrennadel erhielt auch Prof. Dr. Matthias Fischer, bis Frühjahr 2025 Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie an den ALB Fils Kliniken in Göppingen. Schwerpunkt seiner klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit ist seit vielen Jahren die Notfallmedizin. Als Gründungsmitglied und Mitglied des Organisationskomitees des Deutschen Reanimationsregisters unter der Trägerschaft der DGAI prägte er dessen Aufbau und Weiterentwicklung mit und etablierte es als zentrales Instrument zur Erfassung und Analyse der Reanimationsbehandlung im deutschsprachigen Raum. Er engagierte sich im wissenschaftlichen Arbeitskreis Notfallmedizin der DGAI, unter anderem als stellvertretender Vorsitzender und prägte zentrale Veranstaltungsformate der DGAI wie die Wissenschaftlichen Arbeitstage Notfallmedizin und die Bad Boller Notfall- und Reanimationsgespräche. 

Mit der dritten Silbernen Ehrennadel wurde Prof. Dr. Matthias Heringlake geehrt, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Herz- und Diabeteszentrum Mecklenburg-Vorpommern in Karlsburg und ein Experte im Bereich Kardioanästhesie. Seine umfangreiche Forschung, die sich zahlreichen Publikationen widerspiegelt, umfasst unter anderem die Optimierung der Kreislauftherapie bei herzchirurgischen Patienten, das Neuromonitoring und den Einsatz mechanischer Kreislaufunterstützung. Er publizierte zahlreiche Studien zur patientenorientierten Therapie in der Kardioanästhesie und brachte seine Expertise in die Erstellung und Überarbeitung zahlreicher Leitlinien und internationaler Empfehlungen ein. In der DGAI engagiert er sich seit vielen Jahren im Wissenschaftlichen Arbeitskreises Kardioanästhesie, dessen Sprecher er inzwischen ist.

Die Manfred-Specker-Medaille für Verdienste um den wissenschaftlichen Nachwuchs ging an Prof. Dr. Joachim Erlenwein, Schmerzmediziner an der Universitätsmedizin Göttingen und seit 2025 Ärztlicher Direktor des DRK-Schmerzzentrums Mainz. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der schmerzmedizinischen Versorgungsforschung, im innerklinischen Schmerzmanagement sowie in der Analyse chronischer Schmerzsyndrome als Komorbiditäten. In der DGAI wirkt er seit vielen Jahren unter anderem als Sprecher des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Schmerzmedizin, der Sektion Schmerzmedizin und damit auch im Engeren Präsidium. Besonders hervorzuheben ist sein Einsatz im Mentoring-Programm des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Wissenschaftlicher Nachwuchs (WAKWiN), in dem er zahlreiche junge Kolleginnen und Kollegen über Jahre hinweg individuell begleitet, gestärkt, unterstützt und in die wissenschaftliche Arbeit eingebunden hat.

Mit der Franz-Kuhn-Medaille wurde Ina Welk ausgezeichnet, die nach einer beeindruckenden Karriere in Pflegeleitung und Management und langjähriger Leitung des Zentralen Pflegecenters am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, 2025 in den Ruhestand ging. Über Jahrzehnte war sie Dozentin in zahlreichen Aus-, Fort- und Weiterbildungen, darunter Fachweiterbildungen in Anästhesie- und Intensivpflege, OP-Pflege, Onkologie sowie in Leitungskursen des mittleren Managements. Sie prägte die Organisation pflegerischer Symposien bei großen Fachkongressen und brachte diese Themen auch auf internationale Bühnen. Innerhalb der DGAI gestaltete sie maßgeblich die Pflegesymposien der Norddeutschen Anästhesietage, des Intensivpflegekongresses Bremen, des Deutschen Anästhesiekongresses und des Hauptstadtkongresses DGAI. Zudem wirkte sie an Leitlinien mit und engagierte sich in der interprofessionellen Weiterbildung.