Berlin. Die Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) und des Berufsverbands Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) haben in der vergangenen Woche bei Gesprächen mit politischen Akteuren erneut und mit Nachdruck die zentrale Bedeutung ihres Fachgebiets hervorgehoben und konkrete Konzepte zur Stärkung der Krisenresilienz des Gesundheitssystems eingebracht.
BDA-Präsidentin Prof. Dr. Grietje Beck und DGAI-Präsident Prof. Dr. Gernot Marx nutzten ihre Gespräche mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Tino Sorge MdB, und mit Dr. Stephan Pilsinger, MdB und Mitglied des Gesundheitsausschusses, um die Schlüsselrolle der Anästhesiologie für die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems zu unterstreichen.
Die Treffen fanden in konstruktiver und offener Atmosphäre statt und boten Gelegenheit, zentrale Anliegen der Anästhesiologie im Kontext aktueller gesundheitspolitischer Herausforderungen zu erörtern. Im Mittelpunkt stand die Rolle des Fachgebiets als unverzichtbare Säule der Gesundheits- und Sicherheitsarchitektur in Deutschland. Es konnte vermittelt werden, dass die Anästhesiologie für jährlich über zehn Millionen Patientinnen und Patienten im Operationssaal die anästhesiologische Verantwortung übernimmt sowie zentrale Aufgaben auf Intensivstationen, in Schockräumen und im Rettungsdienst ausführt. Damit fällt dem Fachgebiet eine Schlüsselposition im Krankenhaus und in der Praxis zu, und es trägt wesentlich zur Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems bei – sowohl im Alltag als auch in Krisenlagen wie der Covid-19-Pandemie, bei Naturkatastrophen oder im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung.
Ausgehend davon diskutierten die Beteiligten Konzepte zur Stärkung der Resilienz und Gesundheitssicherung. Dies knüpft direkt an die von DGAI und BDA Anfang September 2025 vorgestellten Forderungen für eine krisenfeste Notfall- und Intensivmedizin an, die im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert wurden. Dazu gehören die digitale Erfassung von Krankenhauskapazitäten in Echtzeit, die Steuerung von Patientenströmen, der Ausbau telemedizinischer Netzwerke, die Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte, die Ermöglichung von Krisenübungen und die dauerhafte Vorhaltung von Reservekapazitäten bei Intensivbetten, Arzneimitteln, Blutprodukten und medizinischem Material.
Im Gespräch mit MdB Dr. Stephan Pilsinger wurde außerdem deutlich, dass Krankenhausreform und Krisenresilienz des Gesundheitssystems teilweise in einem Zielkonflikt stehen. Prof. Beck erläuterte zudem die Positionen der niedergelassenen Anästhesistinnen und Anästhesisten zur Hybrid-DRG und wies auf die drohend niedrige finanzielle Vergütung hin.
Der Parlamentarische Staatssekretär Tino Sorge würdigte die vorgestellten Konzepte und regte an, die Diskussion im Rahmen eines gemeinsamen Runden Tisches mit weiteren relevanten Akteuren fortzuführen. Prof. Dr. Grietje Beck unterstrich: „Die offene, lösungsorientierte Atmosphäre hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Der Dialog werde aktiv weitergeführt, um gemeinsam tragfähige Lösungen für ein resilienteres Gesundheitssystem zu entwickeln, ergänzte Prof. Dr. Gernot Marx und bilanzierte: „Entscheidend ist, dass wir jetzt gemeinsam Verantwortung übernehmen – für Strukturen, die im Alltag funktionieren und in Krisen tragen. Davon profitieren letztlich alle: die Patientinnen und Patienten, die Beschäftigten und das gesamte Gesundheitssystem.“