Nürnberg. Zu Hause, im Büro oder auf der Straße: Jedes Jahr erleiden rund 50.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Damit die Betroffenen überleben, ist vor allem eines wichtig: Dass ihnen schnell geholfen wird. Durch das sofortige Rufen des Rettungsdienstes, aber auch durch den sofortigen Start der Wiederbelebung. Jede und jeder kann so zum Lebensretter werden.
Doch nur, wenn man weiß, was zu tun ist. Einmal im Jahr steht deshalb die Reanimation im Fokus: Bei der „Woche der Wiederbelebung“, die in diesem Jahr vom 18. bis zum 24. September stattfindet, soll das Thema in die Öffentlichkeit gerückt werden – mit zahlreichen Aktionen in verschiedenen Orten in ganz Deutschland.


Die Aktionswoche wurde 2012 vom Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) ins Leben gerufen und steht jährlich unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit. Dem Ziel, die Quote der Laienreanimation deutlich zu erhöhen, ist man durch die vielfältigen Aktionen im Rahmen aber auch außerhalb der Woche bereits ein großes Stück nähergekommen. So ist die Quote laut den Daten des Deutschen Reanimationsregisters von knapp 30 Prozent im Jahr 2012 auf rund 50 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Doch noch immer liegt Deutschland unter dem europäischen Durchschnitt und weit entfernt von den skandinavischen Ländern als Spitzenreitern.


Bei Vorführungen, Trainings und Kursen im Rahmen der Aktionswoche bieten Hilfsorganisationen, Feuerwehren, Krankenhäuser und viele andere Institutionen daher zahlreiche anschauliche Wiederholungs- und Auffrischungseinheiten zum Thema Reanimation an. Damit jeder im Notfall die richtigen Handgriffe ausführen kann.

Jeder kann helfen

„Erste Hilfe bei einem Herz-Kreislaufstillstand ist überlebenswichtig und eine Bürgerpflicht“, sagt Prof. Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin (IRuN) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Sprecher der Sektion Notfallmedizin der DGAI. „Jede Bürgerin und jeder Bürger, auch schon im Schulalter, kann bei einem Herz-Kreislaufstillstand helfen und mit einfachen Maßnahmen der Wiederbelebung beginnen, um die Zeit bis zum Eintreffen von Notarzt- und Rettungsdienst zu überbrücken.“


Der Ablauf, den sich jeder merken kann, lautet dabei: „Prüfen, rufen, drücken“: Das Bewusstsein prüfen, den Notruf 112 wählen und mit der Herzdruckmassage beginnen. Dabei wird der Brustkorb in Rückenlage der Patientin oder des Patienten mit einer Frequenz von 100 Mal pro Minute etwa fünf Zentimeter zum Boden gedrückt. Und zwar so lange, bis der Rettungsdienst eintrifft. Nimmt man die Beatmung hinzu, sei das umso effektiver, erklärt Professor Gräsner. „Dafür ist kein Studium notwendig. Ein normaler Erste-Hilfe-Kurs reicht voll und ganz aus.“


Sein Kollege, Prof. Dr. Andreas Sielenkämper, der als BDA-Landesvorsitzender des Saarlandes einen landesweiten Aktionstag im Rahmen der Woche der Wiederbelebung organisiert, ergänzt: „Man kann nichts falsch machen! Der einzige Fehler ist nichts zu tun.“


Die Experten fordern aber auch von der Politik in Bund und Ländern mehr Engagement. „Die Bemühungen, alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen zu befähigen, bei einem Herz-Kreislaufstillstand helfen zu können, müssen ausgebaut und, wo möglich, gesetzlich verankert werden“, erklärt Jan-Thorsten Gräsner. Die Wiederbelebungs-Ausbildung von Schülerinnen und Schülern müsse fester Bestandteil der Lehrpläne werden. Zusätzlich müssten Schulungsangebote aber auch allen anderen Altersgruppen zur Verfügung gestellt werden, „denn jeder kann ein Leben retten“, so Gräsner.